Schlafstörungen & Psyche

Wenn Schlaf seine regenerative Wirkung verliert

Schlafstörungen treten häufig auch im Zusammenhang mit psychischen Erkrankungen auf. Eine psychisch bedingte Insomnie kann je nach Krankheitsbild unterschiedlich stark ausgeprägt sein, sodass schlechter Schlaf eine Psychose sogar verstärken oder auslösen kann. Vor allem bei Ess- und Angststörungen, Schizophrenien, Depressionen oder Manien spielen Schlafstörungen eine entscheidende Rolle.

Wie hängen Schlafstörungen & Psyche zusammen?

Schlafmangel hat Auswirkungen auf die Psyche

Sind wir müde, lässt uns das unser gesamter Körper spüren. Unser Organismus ist dann nicht mehr in der Lage, seinen Funktionen wie üblich gerecht zu werden. Dies betrifft Einschränkungen motorischer als auch psychischer Funktionen, ferner auch psychosoziale Leistungen – wie beispielsweise unser Stresserleben. Wir fühlen uns matt und abgeschlagen.

Eine chronische Schlafstörung, oder auch als Insomnie bekannt, und Schlafmangel haben Auswirkungen auf Psyche und Körper, sodass Betroffene mit unterschiedlichsten Folgen zu kämpfen haben:

  • Nicht erholsamer Schlaf
  • Erhöhte Tagesmüdigkeit
  • Kognitive Einschränkungen
  • Ein- sowie Durchschlafstörungen
  • Verzögerung des Schlafrhythmus
  • Abgeschlagenheit
  • Leistungsknick
  • Wesensänderung
  • Intellektueller Leistungsverfall
  • Stimmungsschwankungen
  • Körperliche Beschwerden
  • Erhöhte Inanspruchnahme medizinischer Leistungen

In den letzten Jahren konnte festgestellt werden, dass chronische Schlafstörungen ein erhöhtes Risiko für psychische Erkrankungen darstellen. Insbesondere der Zusammenhang von Schlafstörungen & Depressionen sowie Substanzmissbrauch oder -abhängigkeit.

Schlafstörungen: Psychische Ursachen

Schlafstörungen können psychische Ursachen haben und andersrum. Somit unterscheidet man zwischen primären und sekundären Schlafstörungen – letztere treten unter anderem durch psychische Erkrankungen auf. Man spricht dann auch von depressiver oder psychiatrischer Insomnie.

Bei psychischen Erkrankungen wird die Diagnose Schlafstörung gestellt, wenn diese ein im Vordergrund stehendes Symptom darstellt und unabhängig von der Grunderkrankung spezieller klinischer Aufmerksamkeit bedarf.

Diagnostische Kriterien für eine psychosomatische Schlafstörung:

  • Die Symptome entsprechen den allgemeinen Kriterien einer Insomnie.
  • Die Schlafstörungen bestehen mindestens einen Monat.
  • Eine psychische Erkrankung wurde nach Standardkriterien diagnostiziert.
  • Die Insomnie ist zeitlich eng verknüpft mit der psychischen Erkrankung – kann jedoch in einigen Fällen vor dessen Beginn auftreten.
  • Die Insomnie ist hervorstechender als typischerweise assoziiert mit der psychischen Erkrankung und führt eigenständig zu erhöhtem Stress oder stellt einen unabhängigen Behandlungsfokus dar.
  • Die Schlafstörung wird nicht besser erklärt durch eine andere Schlafstörung, Erkrankung, Medikamenten- oder Substanzeinnahme.

Schlafstörungen & Psyche: Insomnie

Stimmungsschwankungen, Demenzen, Schizophrenien und auch Alkoholabhängigkeit gehen mit deutlichen Störungen der Schlafkontinuität einher. Um eine Diagnose stellen zu können, ist eine ausführliche psychiatrische Beobachtung und Anamnese von großer Bedeutung und sollte stets mit einbezogen werden:

Schlafstörungen und Psyche gehen Hand in Hand
  • Affektive Störungen

  • Depressive Episode

  • Angststörungen

  • Bipolare Störungen

  • Dysthymie

  • Somatoforme Störungen

  • Schizophrenie und andere psychotische Erkrankungen

  • Persönlichkeitsstörungen

  • Schwere psychische Erkrankungen wie etwa Psychosen

Dazu kommt, dass bei vielen Patienten eine ungesunde Schlafhygiene und viele medikamentöse Vorbehandlungen bestehen.

Schlafstörungen & Psyche: Abgrenzung zur Hypersomnie

Symptome exzessiver Tagesschläfrigkeit, oder auch als Hypersomnie bekannt, ähneln häufig denen von psychischen Erkrankungen. Das macht es schwer, diese von einer Hypersomnie im eigentlichen Sinn zu unterscheiden:

  • Erhöhte Erschöpfbarkeit
  • Müdigkeit
  • Lust- und Interesselosigkeit
  • Sehr lange Bettzeiten
  • Große Schwierigkeiten beim Aufstehen

Diagnose Schlafstörungen: Psyche als Auslöser identifizieren

Wenn die Schlafstörung nur eines von vielen Symptomen darstellt und nicht das klinische Bild dominiert, wird im Regelfall „nur“ die Diagnose der zugrunde liegenden psychischen Erkrankung gestellt. Werden die Schlafstörungen jedoch als Hauptbeschwerde geäußert, wird die nichtorganische Insomnie häufig zusätzlich diagnostiziert.

Verschiedene diagnostische Methoden und Untersuchungen können psychiatrische Ursachen einer Schlafstörung ausschließen oder bestätigen, wie unter anderem:

  • Strukturierte Interviews für Schlafstörungen
  • Fragebögen zur Selbsteinschätzung durch Angaben zu Schlaf und Tagesbefindlichkeit
  • Schlaffragebogen zur spezifischen Erfassung des Schlafs, der vorhergehenden Nacht und der Befindlichkeit am Vortag
  • Fragebögen zur Auswertung der Schlafqualität einer oder mehrerer Nächte
  • Schlaftagebücher zur Diagnostik und Kontrolle des Therapieverlaufs

Schlafmangel: Auswirkungen auf die Psyche verstehen

Bislang ist noch unklar, welche Rolle die insomnischen Beschwerden ursächlich bei der zugrunde liegenden psychischen Erkrankung spielen. Dennoch ist festzuhalten, dass Schlafstörungen psychische Ursachen haben können und andersrum.

Typischerweise beginnen Schlafstörungen der Psyche mit dem Einsetzen der ursächlichen Erkrankung – und bilden sich auch mit dieser zurück. Allerdings kann die Insomnie unabhängig vom Verlauf der psychischen Erkrankung werden und Beschwerden bestehen bleiben.

Quellen

Deutsche Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM): S3-Leitlinie Nicht erholsamer Schlaf/Schlafstörungen. https://www.dgsm.de/downloads/akkreditierung_ergebnisqualitaet/S3-Leitlinie_Nicht_erholsamer_Schlaf-Schlafstoerungen.pdf

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